Indonesisches Kino in Berlin
Ein neues Zuhause für indonesische Filme im Babylon Berlin
Für das deutsche Publikum ist die indonesische Kinolandschaft bislang noch weitestgehend unbekannt. Das kann sich aber schon sehr bald ändern: das Filmfestival »Indonesia on Screen« soll Abhilfe schaffen.
von Katrin Figge
Indonesia On Screen, Filmfestival in Berlin, 2018; Bildquelle: Jörg Huhmann
Nach dem Sturz des früheren Präsidenten Suharto und in der darauffolgenden »Reformasi«-Ära erlebte der indonesische Film eine Wiederauferstehung: die Filmindustrie, die in den Jahren zuvor zu einem Stillstand gekommen war, blühte auf; erstmals hatten Filmemacher wieder den Mut und die Freiheit, in ihren Werken Themen anzusprechen, die unter Suharto als problematisch oder gar tabu galten.
Doch trotz des nationalen Umschwungs hat das indonesische Kino in Deutschland bislang kaum eine Rolle gespielt. Natürlich gibt es hierbei nennenswerte Ausnahmen: so wurden beispielsweise Filme von Garin Nugroho, Edwin und Kamila Andini bereits auf der Berlinale gezeigt, während das Asian Hot Shots Filmfestival im Jahr 2009 Indonesien einen ganzen Länderschwerpunkt widmete.
Geht es aber nach Timothy Grossman, Geschäftsführer des bekannten Programmkinos Babylon Berlin, wird schon sehr bald eine noch breitere Öffentlichkeit in Deutschland – ein Publikum über die Festivalbesucher hinaus – in den Genuss von Filmen aus dem indonesischen Archipel kommen.
Eine neue Herausforderung für das Babylon Berlin
Im Frühjahr 2018 veranstaltete das Babylon Berlin unter der Führung von Grossman erstmals die Filmreihe »Indonesia On Screen«. Über einen Zeitraum von zwei Wochen wurden insgesamt 12 Filme, darunter sowohl Spielfilme als auch Dokumentationen, gezeigt, die dem Publikum einen Einblick in die aktuelle indonesische Filmlandschaft gewährten.
Das Babylon Berlin ist bekannt für seine Filmfestivals – im Durchschnitt veranstaltet das Kino 50 Festivals im Jahr, viele von ihnen mit einem bestimmten Länderfokus. Für Grossman ist es wichtig, auch Filme aus Ländern vorzustellen, die bei einem deutschen Publikum bislang kaum eine Rolle gespielt haben. Indonesien, der weltgrößte Inselstaat mit mehr als 250 Millionen Einwohnern, war für ihn so gesehen eine neue und spannende Herausforderung.
Basierend auf dem Erfolg des ersten indonesischen Filmfestivals in Berlin strebt Grossman eine Fortsetzung von »Indonesia On Screen« an. Bereits Ende November 2018 fand in Zusammenarbeit mit der Organisation Watch Indonesia! ein weiteres indonesisches Filmfestival mit einem Fokus auf Menschenrechte im Babylon-Kino statt. Im April 2019 folgt dann die zweite Ausgabe von »Indonesia On Screen«, dieses Mal mit einer noch größeren Auswahl an Filmen und der Beteiligung indonesischer Regisseure und Schauspieler, die eigens zu dem Festival anreisen sollen.
Indonesisches Kino und kulturelle Veranstaltungen
Das Timing könnte besser nicht sein, denn 2019 feiern Berlin und Jakarta das 25-jährige Bestehen ihrer Städtepartnerschaft. Zusätzlich zu dem Filmfestival wird das Babylon-Kino zukünftig regelmäßig – angedacht ist einmal monatlich – indonesische Filme zeigen. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der indonesischen Botschaft in Berlin.
Grossmans Hoffnung ist es, dass die Akzeptanz des indonesischen Films durch »Indonesia On Screen« in Berlin wächst und sich das Festival zu einer festen Größe entwickelt. Obwohl der Film natürlich die Hauptrolle spielt, kann er sich darüber hinaus gut vorstellen, »Indonesia On Screen« mit anderen kulturellen Veranstaltungen zu erweitern, etwa mit musikalischen Auftritten oder Lesungen, so dass das Babylon Berlin einmal im Jahr eine Art indonesischen Marktplatz generiert – eine Vorstellung, die nicht nur Cineasten, sondern auch Freunde Indonesiens im Allgemeinen erfreuen wird.