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Kulinarische Vielfalt

Indonesien – Ein Schlaraffenland für Feinschmecker

 

Wer in die Welt der bunten Gerichte und Geschmackserlebnisse des indonesischen Archipels eintaucht begibt sich unweigerlich auf eine Reise durch die unzähligen regionalen Küchen des Landes.

von Birgit Lattenkamp

 

Tahu goreng | Bildquelle:Jörg Huhmann

 

Es ist bereits später Abend als Yassin sich genüsslich über den Bauch streicht und ein: »Ah, gue pengen makan Mie Ayam nih!« (»Oh, ich würde gerne Mie Ayam essen!«) ausstößt. Seine beiden Freunde Irwan und Dony stimmen den nächtlichen Essensgelüsten sogleich eifrig zu. »Oh ya, Bakmi Ayam Medan paling enak.« (»Ja, Bakmi Ayam nach Medan Art schmeckt am besten.«). »Ah, lebih enak lagi Bakmi Ayam Alog yang dijual dekat rumah gue.« (»Noch besser schmeckt Bakmi Ayam a la Alog, das in der Nähe von mir verkauft wird«). - Man gerät ins Schwärmen.

 

Wenn dieser abendliche Dialog in Deutschland stattfindet, wird es wohl bei den begeisterten Beschreibungen der Gerichte bleiben müssen. Wehmütig wird man vielleicht noch etwas in Erinnerungen an die riesige Essensauswahl in der Heimat schwelgen, die zu allen Tages- und Nachtzeiten auf ihre Käufer wartet. Halten sich die drei jungen Männer in Indonesien auf, werden sie nur noch kurz ausdiskutieren, wer sich nun aufs Motorrad schwingt, um zum nächsten Warung zu fahren. Womöglich kommen auch noch neue Essenswünsche hinzu. Das nächtliche Mahl ist auf jeden Fall gesichert.

 

Auffallend oft drehen sich Gespräche in Indonesien um das Thema Essen. Hier sind es nicht nur die Hausfrauen, die die neuesten Rezepte untereinander austauschen. Nein, sobald mehrere Personen zusammentreffen, egal ob Jung oder Alt, Männer oder Frauen, irgendwann wendet sich jede Unterhaltung mit Sicherheit dem Speisen zu. Da werden die neuesten Restaurantentdeckungen mitgeteilt. Man verrät kleine Geheimtipps, wo welches Gericht am besten schmeckt. Vielleicht überlegt man auch einfach nur, ob man später noch gemeinsam etwas essen geht. Auch das kann seine Zeit dauern. Denn zunächst gilt es zu klären, worauf die Mehrheit Appetit hat. Bei dem vielfältigen kulinarischen Angebot ist es gar nicht so einfach eine Einigung zu finden. Allein die riesige Auswahl an regionalen Küchen Indonesiens macht eine Entscheidung schwer. Hinzu kommen noch die internationalen Einflüsse u.a. aus China, den arabischen und auch europäischen Ländern, hier allen voran die Gerichte niederländischen Ursprungs (z.b. Kroket, Prekedel).

 

Nun gut, hat man sich schließlich auf eine Richtung einigen können, bleibt immer noch die Frage: Wo werden wir essen? Bevorzugt man es etwas exklusiver, fällt die Entscheidung sicherlich auf ein »Restoran«. Dort speist man etwas teurer, aber das Ambiente hat eben seinen Preis. Wesentlich schlichter in der Ausstattung ist der allseits beliebte »Warung«, die indonesische Form des Imbisses. Hier isst man um vieles günstiger, aber nicht weniger schmackhaft (ganz im Gegenteil!). Die meisten Warungs bieten nur eine kleine Auswahl an Gerichten an, oft sind sie sogar auf ein zwei Speisen spezialisiert. Da nicht alle der Imbisse zum langen Verweilen einladen, lässt man sich das Essen vielfach einpacken und nimmt es mit nach Hause. Vor allem junge Leute aber setzen sich einfach in ihr Auto und lassen es sich sofort schmecken. Beim Warung lassen sich tatsächlich zwei Klassen unterscheiden. Die einen erinnern schon fast an kleine Restaurants oder Gaststätten. Die anderen wiederum sind nicht mehr als Imbissstände mit mobilen Küchen, welche nur ein zwei Klapptische- und –bänke zum vor Ort essen anbieten können. Von den viel befahrenen Autostraßen sind sie meist nur durch kunterbunte, gespannte Stofflaken getrennt. Auf ihnen sind schon von weither die Namen der Warungs sowie die Auswahl an Gerichten zu erkennen. Aufschriften wie »Ayam Goreng Suharti« (Gebratenes Huhn a la Suharti), »Nasi Uduk Betawi« (in Kokosmilch gekochter Reis nach Betawi Art) oder auch lustige Namen wie »Bakso Botak« und »Bakso Bola« Tenis (Fleischbällchen mit Glatze/Fleischbällchen so groß wie Tennisbälle), stimulieren die Geschmacksnerven schon beim Lesen.

 

 

Bubur ayam Verkäufer | Bildquelle: Jörg Huhmann

 

Eine letzte Variante, die besondere Gaumenfreuden bereithält, darf an dieser Stelle natürlich nicht unerwähnt bleiben: die Garküchen, kurz »Kaki Lima« genannt (»Fünf Beine«: die zwei des Verkäufers plus die zwei Räder und das Standbein der Garküche). Schon früh morgens drehen sie ihre Runden durch Wohn- und Geschäftsviertel. Direkt vor der Haustür kann man das Gericht seiner Wahl in Empfang nehmen. Bequemer geht es wirklich nicht. Auch braucht man nicht lange nach den jeweiligen Verkäufern Ausschau zu halten. Lautstark machen sie stets auf sich aufmerksam. Jede Garküche hat ihr eigenes Signal. Der Tukang Bakso (Bakso-Verkäufer/-Koch) schlägt gewöhnlich mit einem Holzstock auf Bambus. Andere Händler wiederum haben Marktschreierqualitäten: »Buuuubuuuurrrrr Ayam!« (Reisbrei mit Huhn) oder »Batagorrrrr!« (Bakso tahu goreng) schallt es durch die Straßen.

 

Bei all der Essensvielfalt darf etwas jedoch an keinem Tag auf dem indonesischen Speiseplan fehlen. Das Grundnahrungsmittel Reis. Andere Beilagen wie z.B. Nudeln dienen allenfalls als Zwischenmahlzeit. Richtig satt aber wird man erst, durch eine gute Portion des asiatischen Getreides. Die besondere Bedeutung von Reis kommt auch in der indonesischen Sprache zum Ausdruck. Diese hält gleich drei sehr differenzierende Vokabeln für die Essensbeilage Nr.1 bereit: »padi« (die Reispflanze), »beras« (der geschälte, ungekochte Reis) und schließlich »nasi« (der gekochte Reis).

 

 

 


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