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Biolandbau in Indonesien

IndORGANIC: Wird Indonesien bio?

 

Was motiviert Bauern in Indonesien auf ökologische Landwirtschaft umzustellen? Kann Biolandbau langfristig zur Ernährungssicherheit beitragen? Das sind Fragen mit denen sich das Forscherteam im Projekt IndORGANIC an der Universität Passau beschäftigt. Untersucht werden dafür Dorfgemeinschaften rund um Bogor und Yogyakarta.

von Viola Schreer, Patrick Keilbart / Universität Passau

 

Organisches Düngemittel im Einsatz, in Sleman / Yogyakarta; Bildquelle: Dimas Dwi Laksmana 

 

 

Kann Biolandbau eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft darstellen, um die weiterhin wachsende Bevölkerung des bevölkerungsreichsten Staates Südostasiens zu ernähren? Diesen und anderen Fragen widmet sich das an der Universität Passau angesiedelte und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) für drei Jahre geförderte transdisziplinäre Forschungsprojekt IndORGANIC – The societal transformation of agriculture into bioeconomy – Turning Indonesia organic? Unter Leitung von Prof. Martina Padmanabhan, Lehrstuhl für Vergleichende Entwicklungs- und Kulturforschung, und Prof. Michael Grimm, Lehrstuhl für Entwicklungsökonomik, ergründen die Passauer Wissenschaftler das Potential ökologischer Landwirtschaft in Indonesien exemplarisch in Dörfern um Yogyakarta und Bogor.

 

»Grüne Revolution«

 

Die Anfänge des Biolandbaus in Indonesien reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Die ersten Ansätze ökologischer Landwirtschaft entstanden primär als Reaktion auf die sogenannte »Grüne Revolution«, die unter Einsatz von synthetischen Düngemitteln und Hochertragssorten bis dato ungekannte landwirtschaftliche Erträge erzielte und somit die auch in Indonesien zuvor immer wiederkehrende Nahrungsknappheit eindämmen konnte. Gleichzeitig brachte die Intensivierung der Landwirtschaft jedoch auch eine Reihe negativer sozialer und ökologischer Folgen mit sich, wie etwa Bodendegradation, Wasserverunreinigung bzw. Wasserknappheit, Verlust biologischer Vielfalt und heimischer Sorten, negative Gesundheitsfolgen, Verdrängen von indigenen landwirtschaftlichen Praktiken und damit einhergehend ein Verlust von sogenanntem Umweltwissen. Inspiriert durch die zunehmend erstarkende internationale Umweltbewegung entstanden an verschiedenen Orten Indonesiens unabhängig voneinander zivilgesellschaftliche Initiativen von nationalen und internationalen Nicht-Regierungs-organisationen, kirchlichen Vertretern sowie Privatpersonen, die auf alternative, nachhaltige Bewirtschaftungsformen zu den industrialisierten Anbaumethoden der Grünen Revolution setzten.

 

Herstellung organischer Düngemittel, Sleman /  Yogyakarta; Bildquelle: Dimas Dwi Laksmana 

 

 

Ökologischer Landbau – Indonesiens »Grüne Zukunft«?

 

Obgleich sich der Biolandbau im Verlauf der 1980er und 1990er Jahre immer weiter im Inselstaat ausbreitete, wurde erst im Jahr 2001 das erste Regierungsprogramm zur Förderung ökologischer Landwirtschaft verabschiedet. So sollte die Initiative Go Organic 2010 den Anteil in Indonesien biologisch produzierter Lebensmittel am Weltmarkt erhöhen. Um einen institutionellen Rahmen für ökologische Landwirtschaft zu schaffen, definierte das Landwirtschaftsministerium zudem Kriterien für Biolandbau und entwickelte ein Gütesiegel für nachhaltig produzierte Lebensmittel. Und der derzeitige Präsident Joko Widodo (»Jokowi«) hat den Biolandbau sogar auf seine Entwicklungsagenda gesetzt, um Ernährungssouveränität zu erreichen. Als Teil seines Regierungsprogramms Nawacita (zu dt. neun Prioritäten) soll im Zuge der Initiative 1000 Desa Organik Biolandbau in 1000 Dörfern eingeführt werden. Doch was motiviert Bauern auf ökologische Landwirtschaft umzustellen? Führt Biolandbau zu einer Verbesserung ihrer Einkommenssituation und trägt damit zur Ernährungssicherheit bei? Welche Rahmenbedingungen bedarf es, damit die ökologische Landwirtschaft wettbewerbsfähig ist? Und was bedeutet bio für die verschiedenen Akteure der Biolandbewegung in Indonesien überhaupt?

 

IndORGANIC – erste Erkenntnisse

 

Die Wissenschaftler aus Passau haben im Rahmen von Feldforschungen erste Antworten auf diese Fragen erhalten. Nebst einer Untersuchung der kulturellen Grundlagen des Biolandbaus gibt eine institutionelle Analyse Aufschluss über die relevanten Akteure im Bereich der biologischen Landwirtschaft sowie deren politischen Rahmenbedingungen. Strategien und Projekte der Regierung, die primär auf nationale Ernährungssouveränität ausgerichtet sind, bleiben bisher bedingt erfolgreich was die Stärkung der heimischen ökologischen Landwirtschaft betrifft. Nicht-Regierungs-organisationen und Landwirtschaftsverbände sind die aktivsten Unterstützer ökologischen Landbaus und eine „ökologische Bewegung“ mit verschiedenen Vertretern aus der Zivilgesellschaft setzt sich dafür ein, die Position von Kleinbauern zu stärken. Mittels groß angelegter Feldexperimente ergründen die Passauer Wissenschaftler zudem, welcher Anreize es bedarf, damit Bauern auf bio umstellen. Neben finanziellen Interessen stehen hier vor allem Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung und umweltverträgliche Anbaumethoden im Vordergrund.

 

IndOrganic-Transdisciplinary Workshop, Dezember 2017 in Yogyakarta; Bildquelle: Dimas Dwi Laksmana 

 

 

Ein transdisziplinärer Ansatz

 

Im Forschungsprojekt IndORGANIC steht jedoch nicht nur die wissenschaftliche Erkenntnis im Zentrum des Interesses, sondern das Team verfolgt einen transdisziplinären Forschungsansatz. Konkret bedeutet dies, dass die Wissenschaftler es sich zum Ziel gesetzt haben, gemeinsam mit Mitgliedern des indonesischen Dachverbands für Biolandbau (Indonesian Organic Alliance) und Kollegen der Fakultät für Humanökologie an der Bogor Agricultural University sowie des Soziologiedepartments an der Atma Jaya University in Yogyakarta praktische Lösungsansätze zur Förderung der ökologischen Landwirtschaft in Indonesien zu erarbeiten, um den dringend notwendigen Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft zu unterstützen.

 

Weitere Informationen zu IndORGANIC finden sich auf der Projekthomepage: indorganic.de

 Logo »IndOrganic«; Quelle: Universität Passau

 

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