Weltkulturen Museum Frankfurt
Ausstellung: »Klangquellen. Everything is Music!«
Ausstellungsmotiv; Quelle: Weltkulturen Museum
(InMaOn/JH /wkm) Das Weltkulturen Museum in Frankfurt startet am 11. November 2023 mit »Klangquellen. Everything is Music!t« eine neue, akustische Ausstellung. Begrifflichkeiten wie Hören, Lauschen, Beobachten erhalten hier einen besonderen Stellenwert. Die audiovisuelle Erfahrung ist das zentrale Moment der Ausstellung. Hier sind rund 170 Objekte aus Südostasien, Ozeanien, den Amerikas und Afrika zu sehen und werden teilweise auch hörbar gemacht. Auch Aspekte aus den Klang- und Musikwelten Indonesiens werden zu hören und sehen sein.
Gehen Besucher:innen einer musealen Einrichtung für gewöhnlich mit offenen Augen durch eine Ausstellung, lädt das Weltkulturen Museum seine Gäste diesmal ein, vor allem »mit offenen Ohren durch die Welt zu gehen, um diese klanglich neu zu erleben«.
Klänge bestimmen unser alltägliches Leben und sind auch im vermeintlich stillsten Moment um uns herum zu hören. In den 1970er Jahren prägte der kanadische Komponist R. Murray Schafer (1933–2021) dafür den Begriff der Soundscape oder Klanglandschaft. Schafer interessierte sich für Geräusche und Klänge der Umgebung und erkannte, dass jeder Ort auf der Welt einen typischen Klang hat, geprägt von der lokalen Umgebung, von Tieren und Menschen, ihren Tätigkeiten und Interaktionen.
In der Ausstellung »Klangquellen. Everything is Music!« werden Klänge als eine Art Werkstoff für die kulturelle Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenswelt angesehen. Klang und Musik sind in derselben Weise Teil unserer akustischen Umwelt und tragen dazu bei, wie wir die Welt hören und verstehen.
In welchem Verhältnis stehen Umwelt, Klang, Mensch und Musik? Welche Rolle spielen Klänge in den verschiedenen Kulturen? Und wie prägen Klänge unsere Hörwahrnehmung? In der Ausstellung »Klangquellen« wird diesen Fragen nachgegangen und damit auch der westliche Musikbegriff hinterfragt. Denn, nicht überall, wo Instrumente, Materialien, Stimmen Klänge erzeugen, spricht man von Musik. Der Begriff ist stark von europäischen Konzepten und Klangordnungen geprägt, und gemäß dem Ausstellungsgedanken »nur eine von vielen Arten sich klanglich mit der Welt auseinanderzusetzen«.
Im Mittelpunkt stehen Klänge, ihre kulturelle Verwendung, Interpretation und Bedeutungen. Neben Instrumenten sind in der Ausstellung daher auch einige Exponate zu sehen, die man nicht zwangsläufig in einer Musikausstellung erwartet. Ausgehend von der eigenen Museums-Sammlung – es werden Beispiele aus Afrika, Nord- und Südamerika, Südostasien, Ozeanien und Europa gezeigt – und im Dialog mit zeitgenössischer Musik regt die Ausstellung zum Nachdenken über die Bedeutung der Klänge in der eigenen Lebenswelt an.
Ein Raum mit Kadedek-Instrumenten. Ausstellungsansicht »Klangquellen. Everything is Music«, Weltkulturen Museum; Foto: Wolfgang Günzel
Ein wichtiger Teil der Ausstellung sind neben einem kostenlosen Audioguide, verschiedene Hör- und Videobeispiele. Im Erdgeschoss und Obergeschoss gibt es dazu jeweils einen Hörraum mit Klanginstallationen, ein zentrales Element der Ausstellung. Besucher:innen werden zu einem akustischen Rundgang (Soundwalk) eingeladen, bei dem die Klänge als immaterielle Exponate im Mittelpunkt der Präsentation stehen.
Drei Räume der Ausstellung haben einen konkreten Indonesien-Bezug: In einem Raum geht es um die Mundorgel Kadedek aus Westkalimantan. Hier wird mit Bunau der letzte Instrumentenbauer der Kadedek vorgestellt und Nursalim Yadi Anugerah – ein zeitgenössischer Komponist aus Pontianak, der mit der Kadedek und Bunau arbeitet (…).
Zwei Räume fragen nach dem »Klang der Nation«, d.h. wie Klänge oder Musik genutzt werden, um eine nationale Soundscape zu gestalten. Hier werden Beispiele national und international bekannter – aber auch weniger bekannter – Klang- und Musikkulturen Indonesiens gezeigt: Neben Gamelan und Angklung geht es auch um Sasando, eine Art Bambusröhrenzither, die es in dieser Form nur auf der ostindonesischen Insel Roti und den benachbarten Inseln Flores und Timor gibt. Das Sasando findet sowohl in traditionellen als auch in popkulturellen Zusammenhängen seine Verwendung.
Weitere Überraschungen aus der indonesischen Klangwelt haben mit dem Klang des Webens, verschiedenen Erntegesängen und dem Schneckenhorn tahuri zu tun. |
Ein Raum mit Angklung-Instrumenten und einem Sasando. Ausstellungsansicht »Klangquellen. Everything is Music«, Weltkulturen Museum; Foto: Wolfgang Günzel
Eine Ausstellung | von Kuratorin Vanessa von Gliszczynski (Kustodin Südostasien) und
Co-Kurator Matthias Claudius Hofmann (Kustos Ozeanien).
Beteiligte Künstler:innen und Kurator:innen
Nursalim Yadi Anugerah, Bunau, Conserve the Sound (Daniel Chun & Jan Derksen), Gerhard Müller-Hornbach, Lasse-Marc Riek, die Teilnehmer:innen des Seminars »Klangquellen. Everything is music! Musikethnologie und Ausstellungspraxis« sowie weitere namentlich nicht bekannte Beitragende.
Begleitprogramm:
Klang- und Musikkulturen lassen sich am besten verstehen, wenn man sie selbst erleben kann. Im Rahmen der Ausstellung wird es in regelmäßigen Abständen verschiedene Begleitveranstaltungen geben, die sich anschaulich mit Indonesien beschäftigen und auch zum Mitmachen einladen: Workshops mit Gamelan und Angklung sowie weitere Konzerte mit Kadedek und Sasando, und ein indonesisches Sommerfest im Sommer 2024.
Ausstellungsdauer | »Klangquellen. Everything is Music!« | 11. November 2023 – 01. September 2024
Öffnungszeiten: Mi 11-20 Uhr | Do-So 11 bis 18 Uhr
Ort: Weltkulturen Museum,, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main
Weltkulturen Museum; Bildquelle: Wolfgang Günzel