Nana
Indonesischer Filmbeitrag im Wettbewerb der 72. Berlinale
Filmstill aus Nana (Before, Now and Then) von Kamila Andini, Happy Salma als Nana und Laura Basuki als Ino; Quelle: Weltvertrieb Wild Bunch, Paris / Fourcolours Films, Jakarta | Fotos: © Batara Goempar
(InMaOn / JH) Es ist wieder soweit. In der Zeit vom 10. bis 20. Februar öffnet die Berlinale ihre Pforten. Auch wenn die Coronazahlen deutschlandweit immer noch sehr hoch sind, in diesem Jahr finden die 72. Internationalen Filmfestspiele wieder im Präsenzmodus statt.
Mit neuem Konzept und pandemiebedingten Veränderungen werden gemeinsame Kinoerlebnisse wieder realisierbar, persönliche Begegnungen und direkter Austausch wieder möglich. Es werden Filmschaffende aus aller Welt an insgesamt sieben Tagen begrüßt. Danach werden die anwesenden Filmteams bei den Premieren ihre Filme in den verschiedenen Berlinale-Spielstätten persönlich dem Publikum vorstellen.
In dem angepassten Format mit einem um 50 Prozent reduzierten Platzangebot hat Sicherheit bei allen Veranstaltungen Vorrang – mit einer 2G-Plus Regel und einer strengen Einhaltung aktuell geltender Hygiene-Regeln. Aber anders als bei der zweigeteilten und abgespeckten Berlinale 2021, die 72. Festival-Auflage bietet Filmschaffenden und Besuchern wieder mehr Möglichkeiten zum unbeschwerteren Eintauchen in die Welt des Kinos, über Filme unmittelbar zu sprechen, und sich inspirieren und motivieren zu lassen.
Filmstills aus Nana (Before, Now and Then) von Kamila Andini; Quelle: Weltvertrieb Wild Bunch, Paris / Fourcolours Films, Jakarta | Fotos: © Batara Goempar
Kamila Andini mit Nana im Wettbwerb
18 Produktionen aus 15 Ländern sind im Wettbewerb vertretem, davon 17 als Weltpremiere. Bei sieben Filmen haben Frauen Regie geführt.
Die Eindrücke von den diesjährigen Wettbewerbfilmen beschreibt der Künstlerische Leiter der Berlinale, Carlo Chatrian, so: »Mehr als die Hälfte der ausgewählten Filme spielt in der Gegenwart, doch nur zwei von ihnen zeigen das Leben in der aktuellen pandemischen Lage. Menschliche und emotionale Bindungen ziehen sich wie ein roter Faden durch die Filme, wobei die Hälfte der Wettbewerbsbeiträge vor dem Hintergrund einer Familiensituation spielt. Fast allen Filmen gemeinsam ist, dass ihre Schauplätze außerhalb des Stadtzentrums liegen, in der Peripherie oder auf dem Land oder sie folgen den Figuren auf ihren Reisen außerhalb der Städte.«
Unter den 18 Filmen um den Goldenen und die Silbernen Bären ist 2022 auch ein indonesischer Beitrag. Mit »Nana« präsentiert die fesivalerfahrene Regisseurin Kamila Andini bereits ihren dritten Langfilm auf der Berlinale. Nach Laut bercermin (»The Mirror Never Lies«), einem wunderbaren und vielgelobten Film über das Meeresvolk der Bajo von 2012 und Sekala Niskala (»The Seen and Unseen«) einem Film von 2018, voller Mystik, Spiritualität und kunstvoller Stilmittel, feiert der neue Film Nana in Berlin seine Weltpremiere.
Liefen die ersten beiden Film noch im im Berlinale-Programm Generation Kplus hat Kamila Andini nun erstmals die Möglichkeit einen Film im Wettbewerb zu präsentieren. In der Berlinale-Historie haben das nach Nana erst zwei weitere Filme aus Indonesien geschafft: 1962 präsentierte Sofia WD ihren Film Badai Selatan (»Southern Storm«) und 2012 gelangte der renommierte indonesische Regisseur Edwin mit Kebun Binatang (»Postcards from the Zoo») in den Wettbewerb der Berlinale.
Für Nana hat es bereits vor der Premiere viel Lob von Carlo Chatrian, Künstlerischer Leiter der Berlinale, gegeben: »Dieser Film ist ein sehr ambitioniertes Projekt, ohne dabei die Perspektive von Frauen zu verlieren, die sich mit der Vergangenheit Indonesiens persönlich und originell auseinandersetzen. Die Geschichte ist mit Gefühlen verwoben, denen wir uns nicht entziehen können, indem wir Melodramen mit Musik erzählen.«
Der Film basiert auf einem Kapitel des Romans Jais Darga Namaku von Ahda Imran. Er erzählt die Geschichte der Indonesierin Raden Nana Sunani, die in politisch angespannten Zeiten der 1960er Jahre in Westjava lebt.
Am Ende dieser konfliktreichen Zeit steht die Absetzung des Präsidenten Sukarno durch einen militärischen Putsch unter der Führung General Suhartos. In dieser bedrückenden Phase erleidet auch Nana, die Protagonistin des Films, Verlust und Schmerz. Völlig verarmt findet sie als Zweitfrau eines wohlhabenden Mannes ein neues Leben, nachdem ihr erster Mann entführt und ihr Vater beim Versuch, ihn zu retten, ums Leben gekommen ist.
Doch Nana fühlt sich in der Ehe mit ihrem patriarchalischen Mann fehl am Platz. Die Beziehung macht sie nicht glücklich und die Vergangenheit holt sie in ihren Träumen immer wieder ein. Sie ist sich nicht sicher, ob ihr erster Ehemann wirklich gestorben ist, denn die Erinnerungen an diese früheren Ereignisse sind lückenhaft und verschwommen. Diese Ungewissheit durchdringt den ganzen Film. Unerwartete Kraft und Halt findet Nana in der Freundschaft zu einer Geliebeten ihres Mannes (…).
Kamila Andini 2018 auf der Berlinale, hier während eines Interviews für Indonesien Magazin Online; Bildquelle: ©Jörg Huhmann (JH)
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Über | Kamila Andini
Geboren 1986 in Jakarta, Indonesien. Sie studierte Soziologie und Medienkunst an der Deakin University in Melbourne. In ihren Filmen befasst sie sich mit soziokulturellen Themen, Geschlechtergleichberechtigung und Umweltfragen. Mit ihrem Regiedebüt The Mirror Never Lies, über das Meeresvolk der Bajo, war sie 2012 zu Gast in der Berlinale-Sektion »Generation«. Ihre beiden Kurzfilme Following Diana, 2015, und Memoria, 2016, befassen sich mit Frauenthemen in Jakarta und Osttimor. Memoria lief 2019 in der Berlinale-Sektion NATive. Sekala Niskala, ihr zweiter abendfüllender Spielfilm wurde 2017 beim Toronto International Film Festival in der Kategorie Platform uraufgeführt, lief 2018 auf der Berlinale und gewann dort den Großen Preis der Internationalen Jury in der Sektion Generation Kplus. Ihr dritter Spielfilm Yuni, eine Teenager-Geschichte, erhielt 2021 beim Filmfest in Toronto den Preis in der Kategorie Platform. Nana ist 2022 erschienen und läuft auf der 72. Berlinale als Weltpremiere.
Lesen Sie auch den Beitrag über Kamila Andini und ihren Auftritt auf der Berlinale 2018 mit dem Film Sekaka Niskala: »Es ist unsere Aufgabe als Filmschaffende, unsere Kultur der Welt zu präsentieren« (19.04.2018)
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Daten zum Film
Nana (Before, Now and Then) Von | Kamila Andini, Indonesien 2022 | Sundanesisch, 103 min., Farbe, Untertitel: Englisch, Deutsch Akteure | Happy Salma (Nana), Laura Basuki (Ino), Arswendy Bening Swara (Mr. Darga), Ibnu Jamil (Raden Icang), Rieke Diah Pitaloka (Ningsih), Chempa Puteri (Young Dais), Arawinda Kirana (Dais) Stab | Regie, Buch: Kamila Andini, Kamera: Batara Goempar, Montage: Akhmad Fesdi Anggoro, Musik: Ricky Lionardi, Sound Design: Nakorn Kositpaisal , Ton: Trisno, Szenenbild: Vida Sylvia, Kostüme: Retno Ratih Damayanti, Maske: Eba Sheba,Casting: Joan Ardiana, Regieassistenz: Dimitri Hariastuti, Produktionsleitung: Suma Adiwinata, Produzententeam: Gita Fara, Ifa Isfansyah, Ausführende Produzentin: Jais Darga Koproduzent: Ifa Isfansyah, Koproduktion: Titimangsa Foundation, Jakarta, Produktion: Fourcolours Films, Jakarta, Weltvertrieb: Wild Bunch, Paris |
Weitere Infos
Trailer zum Film Nana
Nana läuft als Weltpremiere ab 12. Februar im Berlinale-Programm.
Sonstige Informationen zum Programm, Tickets und Spielstätten, Jurys und Preisen sind verfügbar unter 72-Internationale-Filmfestspiele-Berlin