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Tattookunst in Berlin

Ein Porträt: Zu Gast beim Maler und Tattookünstler Bhoman F. Jamhari

 

Er ist aufgewachsen in Jakarta, hat auf Bali gelebt und ist schließlich in Berlin gelandet: In zwei Kulturen beheimatet hat Bhoman F. Jamhari viel zu erzählen.

Von Thomas Martin

 

Bhoman F. Jamhari | Bildquelle: Jörg Huhmann

 

Als ich das Kayon Tattoo Art-Studio in der Dresdenerstraße 22 im Berliner Bezirk Kreuzberg betrete, scheint es, als befinde ich mich in einer kleinen Galerie. Neben Entwürfen für Tätowierungen prägen das geschmackvoll eingerichtete Interieur traditionelle Batiken, aber auch zahlreiche Gemälde. Der Inhaber des Kayon, Bhoman F. Jamhari, empfängt mich mit Tee und süßem Gebäck. »Es ist sehr wichtig, dass sich Besucher hier wie zu Hause oder zumindest wie bei guten Freunden fühlen. In meiner Heimat gehört es dazu, dass der Gast etwas isst und trinkt. Das Kayon ist ein Ort voller Gemütlichkeit, wo sich der Kunde wohlfühlen soll«, erklärt er mir. Bhoman entspricht nicht dem gängigen Klischee des harten Tätowierers. Wie ich erfahre, stammt der Begriff Kayon aus der javanischen Mythologie und bedeutet Lebensbaum, ein magisches Symbol aus der Welt des Schattenspiels.

 

Sein künstlerisches Talent hat Bhoman schon früh entdeckt. Er begann zunächst mit der Malerei, doch er erinnert sich gut an den Bau seiner ersten Tätowiermaschine: »Ich brauchte nur den Motor eines Spielzeugautos, eine Kugelschreiberhülse, die Metallstrebe eines Regenschirms und R6-Batterien.« Das war Mitte der 90er Jahre, Bhoman erst 16 Jahre alt. Er lebte noch in seiner Heimatstadt Jakarta. Tätowierer galten zu dieser Zeit in Indonesien – wenn überhaupt – als Teil einer Subkultur. Im Alter von 18 Jahren verließ Bhoman Jakarta. Er wollte auf Bali leben. »So früh auf eigenen Beinen zu stehen, war mir die größte Lehre. Im Nachhinein gesehen war es gut, dass ich Jakarta verlassen habe. Jakarta ist so eine große Stadt und ohne Ziele im Leben gerät man dort sehr schnell in einen Teufelskreis.« Und Bhoman hatte ein Ziel, er wollte auf Bali leben. Auf dem Weg dahin verbrachte er einige Monate in Yogyakarta, wo er zusammen mit Freunden ein Auskommen als Straßenmusiker fand.

 

»Für Touristen ist Bali ein wunderschöner Ort, doch ein Neuanfang ohne Berufsausbildung ist dort schwierig,« erinnert sich Bhoman. Zu Beginn verdiente er sein Geld mit dem Zeichnen von »Temporary Tattoos« an den Stränden Balis. Das sind Motive, die mit Henna auf die Haut aufgetragen werden. Doch bald widmete er sich wieder intensiver der Malerei, denn im Surfshop eines Freundes verkauften sich seine Bilder sehr gut. Schritt für Schritt hatte Bhoman auf Bali Fuß gefasst und bald konnte er sich einen Traum erfüllen: 2002 eröffnete Bhoman seine eigene Galerie, die Sacred Spirit Fine Art Gallery. Er hatte eine Stammkundschaft gewonnen, unter anderem eine australische Immobilienmaklerin, die Villen mit seinen Gemälden gestaltete. Das Tätowieren war zu dieser Zeit nicht mehr als ein Nebenjob und Hobby.

 

Nach den Anschlägen auf Bali im Jahr 2005 und deren wirtschaftlichen Folgen entschied er sich mit seiner Frau, einer deutschen Hochzeitsplanerin, die er 2001 auf Bali kennen gelernt hatte, in Deutschland einen Neubeginn zu wagen. Mit gemischten Gefühlen blickt Bhoman auf die Anfangszeit in Deutschland zurück: »Der erste Winter war schwer für mich, ich hatte keine Freunde und keine vernünftige Arbeit. Heute fühle ich mich aber sehr wohl in Kreuzberg.« In Berlin absolvierte er eine Ausbildung zum Bühnenmaler bei der Stiftung Oper und war begeistert davon, im großen Format zu malen, von der Vielfalt der verwendeten Materialen und den Dimensionen der Ateliers. Zum Tätowieren fand Bhoman 2007 zurück, nachdem er einen alten Freund aus Indonesien auf einer Tattoo-Convention in Berlin wiedertraf und dieser ihn überzeugte, für sein Studio zu arbeiten. Heute hat er Kunden im ganzen Land, ist auf Tattoo-Messen unterwegs und erfüllte sich 2014 mit der Eröffnung des Kayon einen ganz besonderen Wunsch: sein eigenes Tattoo-Studio. Er selbst sieht sich als All-Style-Tattoo-Artist. In den letzten Jahren begann Bhoman, sich mit traditioneller indonesischer Tätowierung zu beschäftigen. Er experimentiert mit traditionellen Motiven, auch aus dem Bereich der Batik und ist immer auf der Suche nach Modellen für die Umsetzung seiner Entwürfe.

 

Auch für das Kayon hat Bhoman Pläne: »Ich wünsche mir, dass das Kayon nicht nur ein Arbeitsplatz ist, sondern ein Ort an dem verschiedene Künstler ihr Wissen teilen, sich gegenseitig inspirieren und voneinander lernen.«

 


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