75. Berlinale – 13. bis 23.02. 2025
Jubiläums-Berlinale mit Filmbeiträgen aus Indonesien
Filmstill aus Mirage: Eigenstate von Riar Rizaldi,Sektion Forum Expüanded; Quelle: © New Pessimism Studio
(InMaOn / JH) Der Februar in Berlin bedeutet nicht nur winterliche Tristesse, sondern immer auch elf Tage cineastische Freuden, denn es ist Berlinale-Zeit!
Als eines der größten Publikumsfestivals der Welt, verstehen sich die Internationalen Filmfestspiele Berlin als ein Ort künstlerisch-kreativer Auseinandersetzung und der Unterhaltung, mit einem hohen gesellschaftlich-politischen Anspruch.
In diesem Jahr feiert die Berlinale ihr 75. Jubiläum, erstmals unter der künstlerischen und organisatorischen Leitung von Tricia Tuttle, ehemalige Intendantin des London Film Festivals. In ihren Grußworten hebt sie den besonderen Charakter Berlins für das Filmfestival hervor und wendet sich mit ihrem eindringlichen Statement nicht nur an die filminteressierte Öffentlichkeit: »Im 75. Jahr des Festivals beschäftigt uns die Frage, welche Bedeutung die außergewöhnliche Geschichte der Berlinale für unsere Gegenwart hat. Das Festival wurde 1951 als ein Ort der Begegnung ins Leben gerufen, an dem die Welt zusammenkommen sollte, und die Deutschen den bereichernden Austausch mit anderen Kulturen erleben konnten. An diesen Gründungsgedanken anzuknüpfen war selten so dringlich wie heute. Überall auf der Welt ziehen sich die Menschen immer mehr ins Private zurück und sind bereit, das vermeintlich Andere, das vermeintlich Fremde verächtlich zu machen. Das Kino hilft uns, die Welt mit den Augen anderer Menschen zu sehen, und ist allein deshalb ein großes Geschenk (…).«
In der Zeit vom 13. bis 23. Februar 2025 wird das Filmfestival mit einem vielfältigen, unabhängigen und mutigen Programm aufwarten. Es werden mehr als 200 Filme unterschiedlichster Genres, Längen und Formate gezeigt, darunter zahlreiche internationale Premieren und Weltpremieren.
Auch 2025 kann sich das Festivalpublikum wieder auf indonesisches Kino freuen, präsentiert in den Sektionen Berlinale Shorts, Generation Kplus, Forum Expanded und Forum. Diesmal sind 5 filmische Werke mit Indonesienbezug vertreten (Internationale- und Weltpremieren), darunter eine malaysisch-indonesische Produktion.
Bis auf die malaysisch-indonesische Produktion Queer as Punk, die als Langfilm in der Sektion Forum läuft, handelt es ich bei den anderen Beiträgen um Kurzfilme indonesischer Filmemacher.
Im Folgenden eine Erwähnung der indonesischen Film-Beiträge sowie Hinweise zu den Vorführungsterminen:
Im Berlinale Shorts-Programm laufen 20 Kurzfilme, die von klassischen Erzählungen bis hin zu surrealen Arbeiten reichen. Darunter After Colossus vom Künstler und Filmemacher Timoteus Anggawan Kusno und Sammi, Who Can Detach His Body Parts von Regisseur und Drehbuchautor Rein Maychaelson. Die Filme werden in den Programmreihen Berlinale Shorts 1 und Berlinale Shorts 5 zusammen mit anderen Werken gezeigt.
Filmstill ausAfter Colossus von Timoteus Anggawan Kusnoi, Sektion Berlinale Shorts; Quelle: © TAK STUDIOWORKS
In After Colossus geht es um die die turbulenten Nachwehen des Zusammenbruchs der indonesischen Suharto-Diktatur. In dieser Zeit entdecken Forscher ein vergessenes Archiv. Es enthüllt ein geheimes militärisches Projekt, das der Manipulation von Träumen und Erinnerungen diente. Ein fiktionaler Kurzfilm, durchdrungen von magischem Realismus und Mystik, der Formate wie Super 8, Hi8, Video 8, digitalisierten 35-mm-Film und KI-generierte Bilder verwendet, um die aufwühlende Vergangenheit Indonesiens zu reflektieren.
Daten zum Film
After Colossus | von Timoteus Anggawan Kusno (Regie, Buch), Johannes Weill (Buch)| mit Ari Dwianto, Jamaluddin Latif, Nizar Tama, Annisa Hertami, Berti Galang | 29 Min.-Farbe | Indonesien, Italien, Niederlande 2024| | Indonesisch (mit englischen Untertiteln) | Internationale Premiere
Termine | After Colossus wird in der Programmreihe Berlinale Shorts 1 gezeigt, zusammen mit den Kurzfilmen Dar band, Ke wai huo dong und Koki, Ciao.
In Berlinale Shorts 1 werden unter anderem Formen der Kontrolle beleuchtet, sei es in der Familie oder durch den Staat, sowie die Konsequenzen, die daraus entstehen.
Sa. 15.02. | 09:30 | Cubix 5
Vorstellung für Presse und Fachpublikum | Nur für Akkreditierte
So. 16.02. | 18:30 | Urania
Mo. 17.02. |15:30 | Cubix 8
Di. 18.02. |12:00 | Kino Betonhalle@Silent Green
Mi. 19.02. |18:30 | Colosseum 1
Sa. 22.02. | 19:00 | Zoo Palast 2
Filmstill aus Sammi, Who Can Detach His Body Parts von Rein Maychaelson, Sektion Berlinale Shorts; Quelle: © Sinemart & Studio Rumah Kedua
In Sammi, Who Can Detach His Body Parts geht es um Sammi, der mit der eigentümlichen Fähigkeit geboren wurde, seine Körperteile zu entfernen. Sein ganzes Leben lang teilt er Stücke seines Körpers mit Menschen, die er liebt und denen er helfen möchte. Als er stirbt, ist von ihm nur ein Torso mit einem gesichtslosen Kopf übriggeblieben. Nach seinem Tod begibt sich seine Mutter auf die Suche nach den Einzelteilen ihres Sohnes, um die verstreuten Körperteile des ihr schon vor langer Zeit fremd gewordenen Sohnes zurückzufordern und das Verlorengegangene wiederherzustellen.
Director's Statement
»Throughout our lives, we encounter many people who enter and leave. Some come as lessons, some as blessings, and a few stay, growing with us. The character in this story was born from my own recollections of growing up. We are a mosaic of those who came in our life. Growing up is a strange process. We learn so much, yet, at the same time, we numb parts of ourselves.
Take, for instance, the first heartbreak. It feels as though we’ve given someone our first hope for love, and once it’s lost, we wonder if we’ll ever feel that way again. Then, we meet more people in different chapters of our lives – some betray us, others hurt us – and, bit by bit, we begin to give away pieces of ourselves. This piece is an exploration of the self, a challenge to the idea of identity. What makes us who we are? Is something taken from us – by hardship, pain, trauma? If our body were split in two, which half is "us"? Or are we both halves? And when we die, do we bury the physical self, or is it the idea of who we were that truly defines us?«
Daten zum Film
Sammi, Who Can Detach His Body Parts | von Rein Maychaelson (Regie, Buch), Corenne Ong (Buch | mit Jefri Nichol, Nai Djenar Maesa Ayu, Damita Almira, Klara Virencia, Hatta Rahandy| 19 Min. - Farbe | Indonesien 2025| | Indonesisch (mit englischen Untertiteln) | Weltpremiere
Termine | Der Film Sammi, Who Can Detach His Body Parts wird in der Programmreihe Berlinale Shorts 5 gezeigt, zusammen mit den Kurzfilmen Their Eyes, Because of (U) und Casi septiembre.
Sa. 15.02. | 17:00 | Cubix 5
Vorstellung für Presse und Fachpublikum | Nur für Akkreditierte
Do. 20.02. | 18:30 | Urania
Fr. 21.02. | 15:30 | Cubix 8
Fr. 21.02. | 22:30 | Zoo Palast 2
Sa. 22.02. | 12:00 | Kino Betonhalle@Silent Green
So. 23.02. | 19:15 | Colosseum 1
Im Berlinale Generation-Programm – Wettbewerbskategorien Kplus und 14plus – wird internationales Kino am Puls der Zeit präsentiert. Das Programm umfasst zeitgenössische Filme, die sich mit den Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen auseinandersetzen. Es entstehen Geschichten, erzählt aus der Sicht ihrer jungen Protagonist:innen, voller Sehnsüchte, Fantasien und bitterer Realitäten.
Unter den 40 Werken des Programms ist auch der indonesische Kurzfilm Little Rebels Cinema Club, von Khozy Rizal. Der Filmemacher erfuhr erstmals internationale Aufmerksamkeit mit seinem Kurzfilm Basri & Salma in a Never-Ending Comedy, der seine Premiere 2023 in Cannes feierte und der erste indonesische Film war, der in den Wettbewerb um die Goldene Palme für den besten Kurzfilm ging. Der Film lief im Anschluss weltweit auf mehr als 100 Festivals.
Filmstill aus Little Rebels Cinema Club von Khozy Rizal, Sektion Generation; Quelle: Khozy Rizal / Little Rebels Cinema Club
Little Rebels Cinema Club spielt auf der Insel Sulawesi, in der Küstenstadt Parepare. Im Mittelpunkt steht der 14jährige Doddy, der in wenigen Wochen mit seiner Familie nach Jakarta umziehen wird. Als Abschiedsgeschenk möchte er mit seinen Freund:innen eine ikonische Szene aus einem Zombiefilm nachstellen und mit der Handycam aufnehmen. Doch die gehört ausgerechnet Anji, seinem von Trauer, Herzschmerz und Wut geplagten Emo-Bruder.
Daten zum Film
Little Rebels Cinema Club | von Khozy Rizal (Regie, Buch) | mit Jordan Omar, Muzakki Ramdhan, Mian Tiara, Cleo Haura, Ghazy Adindra | 17 Min. - Farbe | Indonesien 2024| | Indonesisch, Makassarese (mit englischen Untertiteln) | Internationale Premiere, empfohlen ab 12 Jahre
Termine | Der Film Little Rebels Cinema Club wird in der Generation-Programmreihe Kplus Kurzfilme 2 gezeigt, zusammen mit den Kurzfilmen Anngeerdardardor, Ruse, El paso und Juanita.
Mi. 19.02. | 09:30 | Zoo Palast 1 | Deutsche Einsprache | Kopfhörer für OV
Do.20.02. | 12:45 | Filmtheater am Friedrichshain | Deutsche Einsprache
Fr. 21.02. | 16:15 | Cubix 6 | Deutsche Einsprache | Kopfhörer für OV
Sa. 22.02. | 09:45 | Filmtheater am Friedrichshain | Deutsche Einsprache
So. 23.02. | 13:00 | Zoo Palast 2 | Deutsche Einsprache | Kopfhörer für OV
Die Berlinale Sektionen Forum und Forum Expanded bieten Einblicke in ein breites Spektrum filmischer Formen jenseits von Kult und Kommerz. Beide Sektionen stehen für Reflexion des filmischen Mediums, gesellschaftlich-künstlerischen Diskurs und ästhetischen Individualismus.
Die Programme von Forum und Forum Expanded zielen darauf ab, das Verständnis von Kino zu erweitern, an die Ränder des Gewohnten zu gehen und Perspektiven zu eröffnen, mit denen das Kino neu zu begreifen und in Bezug zur Welt zu setzen ist. Im Rahmen der Berlinale werden beide Sektionen vom Arsenal – Institut für Film und Videokunst unabhängig kuratiert und organisiert.
Unter den aktuellen im Forum und Forum Expanded präsentierten 54 filmischen Arbeiten sind auch die malaysisch-indonesische Co-Produktion Queer as Punk, von Yihwen Chen sowie Mirage: Eigenstate, vom Künstler und Filmemacher Riar Rizaldi.
Filmstill aus Mirage: Eigenstate von Riar Rizaldi,Sektion Forum Expüanded; Quelle: © New Pessimism Studio
Riar Rizaldi präsentiert seine Arbeiten sowohl im Kino als auch im Ausstellungskontext. In seiner künstlerischen Praxis untersucht er die Beziehungen zwischen Technologie, Arbeit und Natur sowie Themen wie Weltanschauungen, Genrekino und die Möglichkeit theoretischer Fiktion.
Im Forum Expanded wird Rizaldis experimenteller Kurzfilm Mirage: Eigenstate gezeigt. Ein Film, der die Dominanz der westlichen Wissenschaft infrage stellt und pluralistische Weltanschauungen feiert – von tropischer Mystik und Monorealismus bis hin zu den Theorien der Quantenmechanik. Präsentiert wird der Film im Stil der 80er Jahre-Fernsehserie Unser Kosmos des amerikanischen Astronomen und Planetenforschers Carl Sagan.
Daten zum Film
Mirage: Eigenstate | von Riar Rizaldi (Regie, Buch) | mit Hannah Al Rashid, Uji Hahan Handoko | 30 Min. - Farbe | Indonesien, Vereinigtes Königreich, Portugal 2024| | Indonesisch (mit englischen Untertiteln) | Internationale Premiere
Termine | Der Film Mirage: Eigenstate wird in der Programmreihe Forum Expanded gezeigt, zusammen mit dem Kurzfilm When the Sun Is Eaten (Chi'bal K'iin).
Sa. 14.02. | 20:00 | Kino Betonhalle@Silent Green | Untertitel: Englisch
Do. 15.02. | 10:00 | Arsenal 1 | Untertitel: Englisch
Sa. 22.02. | 21:30 | Arsenal 1 | Untertitel: Englisch
Filmstill aus Queer as Punk von Yihwen Chen; Sektion Forum; Quelle: © Queer As Punk
Yihwen Chen ist eine malaysische Dokumentarfilmerin und Journalistin. In der Sektion Forum zeigt sie ihren mutigen Langfilm Queer as Punk, co-produziert von Mandy Marahimin, einer indonesischen Filmproduzentin und Publizistin.
Yihwen Chen stellt marginalisierte Gemeinschaften in den Mittelpunkt. In einer mehrheitlich muslimisch dominierten Gesellschaft wie in Malaysia hat eine queere Punkband daher einen schweren Stand. Transmann Faris und seine Band spielen trotzdem Konzerte, reisen und demonstrieren. Die Band »Shh...Diam!« macht das Gegenteil dessen, was ihr malaiischer Name bedeutet (»Maul halten!«): Sie schreit ihre Wahrheit in die Welt hinaus. Ein dokumentarisches Porträt mutiger Menschen, humorvoller Freundschaft und des Spirit of Punk.
Daten zum Film
Queer as Punk | von Yihwen Chen (Regie)| mit Hannah Al Rashid, Uji Hahan Handoko | 88 Min. - Farbe | Malaysia, Indonesien 2025| | Englisch, Malaiisch (mit englischen Untertiteln) | Weltpremiere, Dokumentarische Form
Termine
So. 16.02. | 21:00 | Arsenal 1
Di. 18.02. | 12:30 | Cubix 8
Do. 20.02. | 18:00 | SİNEMA TRANSTOPIA // Berlinale Goes Kiez
Sa. 23.02. | 12:00 | | Kino Betonhalle@Silent Green
Weitere allgemeine Berlinale-Informationen
Tickets sind online und immer 3 Tage im Voraus zu erwerben Einen Vor-Ort-Verkauf von Tickets bieten nur Theaterkassen an, die an das Eventim-Vorverkaufsnetz angeschlossen sind. |
Festivalposter; Quelle: © Internationale Filmfestspiele Berlin / Claudia Schramke, Berlin |