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Eine Batak-Ausstellung in Heidelberg

»Im Norden Sumatras – Die Batak«

 

Die historische Fotografie (vermutlich aus den 1920er Jahren) zeigt einen Batak, der auf einem Tuch ausgebreitet, Schmuck und anderes Kunsthandwerk zum Verkauf anbietet; Quelle: VKM-VPST

 

(InMaOn / JH, VKM-VPST) Seit Anfang Juli 2018 präsentiert das Völkerkundemuseum der Josefine & Eduard von Portheim-Stiftung (vPST) in Heidelberg eine Sonderausstellung über die aus mehreren ethnischen Gruppen bestehenden Batak aus dem Norden Sumatras.

 

Eine Frage der Identität

 

Im Norden der indonesischen Insel Sumatra leben die Batak. Dem indonesischen Zensus von 2010 zu Folge handelt es sich bei den Batak mit insgesamt 8,5 Mio. Angehörigen um eine der größten ethnischen Minderheiten des Staates. Dabei sind »die Batak« nicht ein Volk. Der Begriff bezeichnet vielmehr die vor allem sprachliche und kulturelle Verbundenheit von sechs ethnischen Gruppen. Die Toba zählen zu den größten Gruppen, mit fünf Mio. Angehörigen. Sie leben im Hochland südlich des Toba-Sees und auf Samosir leben. Nördlich des Sees, der in der Batak-Mythologie das Zentrum der Welt markiert, leben die Karo, westlich die Pakpak/Dairi, im Osten die Simalungun. In südöstlicher Richtung schließen die im Gegensatz zu den überwiegend christianisierten Gruppen die bereits im frühen 19. Jahrhundert zum Islam konvertierten Angkola und Mandailing an.

 

Einen deutlichen Unterschied in der kulturellen Praxis macht die Geschichte der Konversion zum Islam und zum Christentum. Während die heute islamischen Gebiete der Angkola und Mandailing bereits in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts flächendeckend konvertierten, begann die christliche Mission erst ab den 1860er Jahren und vollzog sich deutlich langsamer. In der Konsequenz überlebte in den christianisierten Gebieten ein Teil der Traditionen, die in den islamischen Gebieten fast verloren gingen. Im Abriss vieler traditioneller Vorstellungen und in der verstärkten Besinnung auf die eigenen Wurzeln liegt der Grund, warum heutzutage die Frage nach einer Batak-Identität zunehmend an Bedeutung gewinnt und, damit verbunden, die Frage: Wer ist eigentlich Batak?

 

Genau diese Frage beschäftigt die Menschen auf Nordsumatra nicht nur in den sozialen Netzwerken der neuen Medien, auch die wissenschaftliche und systematische Erfassung des »eigenen« kulturellen Erbes rückt zunehmend in den Fokus der Beteiligten.

 

In Abgrenzung zu den mehrheitlich malaiisch-javanisch geprägten Küstenregionen gelang es den Batak im schwer zugänglichen Hochland trotz Mission, Kolonialzeit und Migration, integrale Bestandteile der eigenen kulturellen Tradition durch die Zeit hinweg bis heute zu bewahren. Bis heute ist die traditionelle und wieder zunehmend wertgeschätzte typische Architektur geradezu sinnbildlich für das ausgeprägte Selbstbewusstsein der Batak innerhalb des Vielvölkerstaates Indonesien.

 

Die Modelle eines Dorfes der Karo-Batak wurden 1903 in Sumatra gefertigt. Sie veranschaulichen die Gliederung der Dorfgemeinschaften und geben - wenn auch in klein - einen Eindruck von der unverwechselbaren Bauweise der traditionellen Batak-Architektur; Quelle: VKM-VPST

 

Die Batak haben erfolgreich den Weg der Modernisierung eingeschlagen, ohne mit dem eigenen kulturellen Erbe zu brechen. In diesem Prozess haben sie die alten Traditionen mitgenommen und sich eine eigene Identität bewahrt. Auch wenn die in der Ausstellung präsentierten Exponate wie Textilien, Waffen, Figuren, Zauberstäbe, Bücher vor mehr als hundert Jahren gesammelt wurden, stellen diese die Brücke zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft dieser ethnischen Minderheit im Vielvölkerstaat Indonesien dar. Ergänzt durch historische Fotografien veranschaulichen die Objekte dieses reiche kulturelle, materielle wie immaterielle Erbe.

 

Sie lassen sich alle dem Zeithorizont um 1900 zuordnen (auch wenn einzelne Gegenstände beträchtlich älter sind); damals hatten sie »Gegenwartsbezug«, heute sind sie kulturhistorisch relevant. Sie haben damit, gerade auch für die Herkunftsregionen, einen weiteren Bedeutungshorizont dazugewonnen. Der Reiz der Objekte ist jedoch ungebrochen und zeugt wie zum Beispiel in den facettenreichen Textilien vom hohen Maß an Kunstfertigkeit und den hohen ästhetischen Ansprüchen der Batak.

 

Wie kontinuierlich die Ausformulierungen ästhetischer Prinzipien auch im immateriellen Bereich sein können, verdeutlicht die Batak-Musik. An einer Audio-Station haben die Besucher die Möglichkeit, nicht nur die Instrumente der Sammlung anzuschauen, sondern auch in die reichen Klangwelten einzutauchen.

VKM-VPST Museumsinfo

Ein ästhetisches Highlight der Ausstellung sind die filigran gearbeiteten Textilien aus der Zeit der vorletzten Jahrhundertwende: Sie sind nicht nur Zeugnis einer hochkomplexen Handwerkskunst sondern spiegeln in ihrer Ornamentik auch die Struktur des Kosmos und der sozialen Verflechtung wider; Quelle: VKM-VPST

 

 

Ausstellungsplakat; Quelle: VKM-VPST

 

Ausstellungsdauer | IM NORDEN SUMATRAS – DIE BATAK | 01.07. - 04.11.2018

 

Öffnungszeiten | Mo. & Di. geschlossen | Mi. - Sa- 14-18 Uhr | So. und Feiertag 11-18 Uhr

 

Sommerpause | vom 30.07. - 11.09.2018

 

 

Ausstellungsort: Völkerkundemuseum vPST, Heidelberg, Hauptstr. 235, 69117 Heidelberg

 

 

 

 

 

 

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