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Leseprobe: »Baby will Muslima werden«

Religiöse Entspannung durch magische Geschichten

 

Die Autorin Feby Indirani nimmt uns mit in die phantasievolle Welt ihres Buches, Bukan Perawan Maria. Hier tummeln sich verschiedene Lebensrealitäten – bisweilen absurd, häufig bizarr, in jedem Fall humorvoll, aber auch nachdenklich. All das zeigt sich in trefflicher Weise in der Kurzgeschichte »Baby will Muslima werden«.

von Feby Indirani, in der deutschen Übersetzung von Gudrun Ingratubun, vorgestellt von InMaOn / JH

 

Feby Indirani, Berlin 2019; Bildquelle: Jörg Huhmann

 

Feby Indirani verbindet in ihrer Initiative »relax it‘s just religion« Literatur, Kunst und Bildung. So werden ihre Geschichten oft von Künstlern unterschiedlicher Sparten interpretiert, gefolgt von einem Gedankenaustausch zwischen Künstlern und Publikum in lockerer Atmosphäre. So ermöglicht der kreative Prozess kritisches Denken und fördert Toleranz. Die Leser erhalten einen Blick hinter den Vorhang vornehmlich islamischer Lebens- und Denkwelten in Indonesien. Gudrun Ingratubun

 

 

Die Ratssitzung geriet sogleich in eine ausgelassene Stimmung, nachdem Kyai Fikris Anliegen, dass ein Schwein namens Baby zum Islam konvertieren wolle, vorgebracht worden war. Aus allen Ecken des Raumes hörte man Astaghfirullah-Rufe, bevor eine Vielzahl von Händen gleichzeitig emporschnellte, um sich in der Angelegenheit zu äußern. Andere Besucher der Sitzung hielten das nicht für nötig und redeten gleich drauflos. Der Leiter der Sitzung war mit diesem Ansturm überfordert und ordnete schließlich eine Pause von 30 Minuten an.

 

Dann beschloss der Rat Kyai Fikri, den Urheber dieser Kontroverse, zur nächsten Sitzung zu laden.

 

Doch Kyai Fikri entgegenzutreten war nicht so leicht, weil er ein bekannter, von vielen verehrter Geistlicher war. Er war mittelgroß, schlank, schon fast mager. Doch sein Blick war scharf und klar. Er besaß eine starke Aura, die ihm die Bewunderung der Menschen eingetragen hatte. Sein Alter war von seinem Erscheinungsbild her schwer zu schätzen. Mit seinem kurzen, gepflegten Bart wirkte er älter, gleichzeitig aber relativ jung durch sein agiles Auftreten.

 

Erhob er seine tiefe Stimme zu einem Gruß, herrschte im ganzen Raum augenblicklich Stille.

 

»Baby hat ihren ernsthaften Willen zum Ausdruck gebracht, sich zum Islam zu bekennen und ich gehöre zu den Menschen, die glauben, dass eine gute Begleitung wen auch immer verändern und innerlich berühren kann. Und wenn wir überzeugt sind, dass der Islam für Gerechtigkeit steht, sollten wir, denke ich, Baby eine Chance geben.«

 

»Entschuldigung Kyai«, sagte ein Besucher der Sitzung, »bedeutet das, dass Baby dann ihr merkwürdiges, verabscheuungswürdiges Verhalten ändern würde?«

 

»Merkwürdig aus unserer Perspektive, weil sie anders ist als wir. Baby wird weiterhin ein Schwein bleiben, gemäß sunnatullah, dem göttlichen Naturgesetz.«

 

Flüstern erfüllte den Raum. Ein junger Teilnehmer hob den Arm. »Kyai, es würde mich interessieren, warum Sie sich so für Baby einsetzen. Aber vorher wüsste ich auch noch gern, wie Sie überhaupt mit Baby in Kontakt gekommen sind. Handelt es sich nicht um ein verbotenes Tier?«

 

»Ich bin Tierzüchter, und unter anderem halte ich auch Schweine«, entgegnete Kyai Fikri ruhig. »Es ist verboten, Schwein zu essen, nicht aber es zu züchten. Nicht wahr?«

 

Ein Gemurmel erhob sich. Der Kyai ist ein Ketzer, flüsterten einige.

 

»Entschuldigung, aber warum?«

 

»Ich versorge sehr arme Leute in einem abgelegenen Dorf mit Essen. Und andere Tiere wären dafür zu teuer. Ein Schwein bekommt, wenn es einmal trächtig ist, bis zu 20 Ferkel. Es gehört zu den Tieren, die den meisten Nachwuchs hervorbringen. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen, Schweine zu halten.«

 

»Wie können Sie es ertragen, den Armen Schweinefleisch als Essen zu geben?«

 

»Die Menschen dort sind wirklich sehr arm und sie sind keine Muslime. Es wäre Luxus, mit ihnen über Religion zu sprechen, für sie sind Essen und sauberes Wasser erst mal wichtiger.« Der Blick des Kyai streifte die Versammlungsteilnehmer, die ihre Blicke unverwandt auf ihn gerichtet hatten.

 

»Ich übernachte oft in diesem Dorf, verbringe Zeit mit den Menschen, schlafe in einer kleinen Musholla, unweit des Schweinestalls. Ich bete und rezitiere den Koran wie überall, wo ich mich aufhalte. Als ich dann einmal hinausging, stand da ein weibliches Schwein, das mich immerzu ansah, als ob es auf mich gewartet hätte, als ob es etwas sagen wollte. Dieses Schwein ist schon relativ alt, ungefähr 15 Jahre, und kann keine Ferkel mehr bekommen. Da es sehr oft geschah, dass es auf mich zu warten schien, wenn ich aus der Musholla trat, und es den Anschein erweckte, mir etwas sagen zu wollen, habe ich ihm den Namen Baby gegeben und es schien zu verstehen, dass das nun sein Name ist.«

 

Er schwieg einen Moment und holte Luft. »Mit Allahs Erlaubnis, konnte es seinen Wunsch äußern, und ich habe seine Absicht verstanden. Es sagte, dass es gern Muslima werden würde, für die verbleibenden Tage seines Lebens. Es weiß, dass es bald an der Reihe ist, geschlachtet zu werden und wünscht, dass seine Bitte erfüllt wird.«

 

Plötzlich geriet die Atmosphäre im Raum wieder in Aufruhr, weil so viele Menschen durcheinander sprachen, miteinander debattierten, sich empörten.

 

»Wie kann ein verehrter Kyai mit einem Schwein seine Zeit verbringen?«

 

»Das werden wir nicht zulassen! Alles was mit Schweinen zu tun hat, ist haram. Die ganze Existenz des Schweins. Punkt.«

 

»Ist es unser Recht, jemanden davon abzuhalten, sich zum Islam zu bekennen? Ist der Islam nicht gütig gegenüber der Natur?«

 

»Hatte Baby denn bisher eine Religion? Warum möchte sie gerade jetzt Muslima werden?«

 

»Wenn ihr Baby verbietet, dem Islam beizutreten, handelt ihr nicht gerecht. Und so ein Verhalten hassen sowohl Allah als auch der Prophet.«

 

»Aber wollen wir alle die gleiche Religion wie Baby haben? Das würde unsere besondere Stellung als Menschen herabsetzen.«

 

»Unser Körper und Babys Körper ähneln sich sehr. Unsere DNA entscheidet sich nur zu 3 % von der der Schweine. Genau genommen sind wir ihnen näher als wir uns vorstellen.«

 

»Und soll das Schwein dann dem Islam beitreten? Babys Merkwürdigkeiten kennen wir doch schon, ihren schmutzigen und faulen Charakter. Weiterhin ihre unklare Stellung unter den Tieren. Man kann das Schwein als wildes Tier bezeichnen, weil es Reißzähne hat und Fleisch frisst, andererseits ähnelt es auch einem zahmen Tier, weil es Pflanzen und Blätter frisst.«

 

»Habt ihr das gehört? Es soll uns immer ähnlicher sein!«

 

Von überall hörte man erneut Astaghfirullah-Rufe. Niemand verstand mehr, was der andere sagte. Jeder war nur mit seiner eigenen Meinung beschäftigt. Der Sitzungsleiter setzte eine zweistündige Pause an, um der Situation Herr zu werden. Die Teilnehmer bildeten sogleich Gruppen, die ähnliche Sichtweisen vertraten. Alle Teilnehmer konkurrierten mit ihren Argumenten, wie man mit dem Problem Baby umgehen solle.

 

Feby Indirani bei der Präsentation ihrer phantasie- und humorvollen Kurzgeschichte »Baby ingin masuk Islam« /»Baby will Muslima werden«, Berlin 2019; Bildquelle: Jörg Huhmann

 

 


Hinweise der Redaktion

 

Baby | Wortspiel mit dem indonesischen Wort babi=Schwein

Astaghfirullah | »ich bitte Allah um Vergebung« oder » ich erflehe die Vergebung Gottes«. Quelle: Wiktionary  

Kyai | auch Kiai, Kijaji, Kiayi oder Kyayi; aus dem Javanischen; verschiedene Schreibweisen und Deutungen in der Literatur bekannt; islamischer Gelehrte vergleichbar dem ulama im Mittleren Osten, aber auch Leiter einer Islamschule (pesantren), religiöser Führer, Lehrer, Weiser, Beschützer. Zudem hat ein Kyai oft eine besondere Stellung im sozialen und kulturellen Umfeld seines Auftretens. Er kann z.B. die Funktion des Ratgebers und Vermittlers bei alltäglichen Rechtsfragen übernehmen. Seine Rolle als Rechtberater erhebt ihn so zu einer nichtformellen politischen Größe innerhalb einer Dorfgemeinschaft. Quellen: Geertz, Clifford - The Javanese Kijaji: the Changing Role of a Cultural Broker in: Comparative Studies in Society and History, Vol. 2, No. 2 (Jan., 1960), pp. 228-249. Schumann, Olaf - Die Ausprägungen des Islams im heutigen südostasiatischen Archipel, in: Draguhn, Werner (Hrsg.), Der Einfluß des Islams auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Südostasien, S. 15-3, 1983. Hamburg / Institut für Asienkunde, (Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg; 133). Burhanudin, Jajat und Kees van Dijk - Islam in Indonesia: Contrasting Images and Interpretations, 2013, Series: ICAS Publications Series, Amsterdam University Pres                

haram |verboten, unrein, tabu (Gegensatz von halal = erlaubt oder zulässig). Quelle: Onlineplattform Islam-ist

 

Seite 2 / oben weiterlesen  

 

 

 

Die Sitzung begann wieder und die Mitglieder wurden gebeten abzustimmen, um zu einer Entscheidung zu gelangen. Die erste Gruppe, die am größten war, ungefähr 40 % der Teilnehmer, war klar gegen die Aufnahme Babys in den Islam. Für sie gibt es da kein Abwägen und keinen Kompromiss. Während ungefähr 35 % zwar prinzipiell nicht für die Aufnahme Babys waren, aber meinten, man müsste trotzdem noch Babys Sicht hören. Sie waren der Meinung, dass sich die Ratsversammlung politisch korrekt verhalten müsse und das Prinzip der Gerechtigkeit befolgt werden müsse. Die folgende Gruppe, mit 23 %, unterstütze Fikri. Diese Gruppe war zwar relativ klein, aber ihre Stimmen hatten für gewöhnlich Einfluss auf die Mehrheit der Mitglieder, wegen ihrer gesellschaftlichen Position und ihres von der Allgemeinheit geachteten sozialen Status. Unter ihnen gab es auch Leute, die nur zustimmten, weil sie Kyai Fikri und seine Einzigartigkeit bewunderten. Die übrigen Mitglieder enthielten sich der Stimme. Sie hatten an keinerlei Konfliktfragen Interesse.

 

Die Gruppen debattierten mit ihren Argumenten untereinander, doch es konnte noch keine Entscheidung getroffen werden, weil es noch keine Mehrheit gab. Schließlich musste die Sitzung, wegen des fortgeschrittenen Abends unterbrochen werden, um sie am nächsten Tag fortzusetzen.

 

In dieser Zwischenzeit wurde die Gruppe der 35 % umworben. Die beiden anderen Lager versuchten sie von ihrer Position zu überzeugen. Die Gruppe der 40 % dachte, da sie ja nur noch wenige zusätzliche Stimmen benötigte, um die Mehrheit zu erreichen, dass es viel einfacher wäre, wenn die Gruppe der 35% nicht so ethisch argumentieren würde. Warum betonten sie die Ethik so? Das Ergebnis war doch klar: nicht zuzustimmen. Aber die 35%-Gruppe bestand aus Leuten für die das Verfahren sehr wichtig war und die unbedingt wollten, dass der Rat in der Öffentlichkeit gut dastand.

 

Während die 23%-Gruppe eine prinzipiell andere Handlungsweise hatte. Sie ärgerte sich über die 35%-Gruppe, die ihrer Meinung nach die Wirkung auf andere zu sehr in den Fokus stellte, unbedingt gelobt werden wolle und nicht konsistent war. Doch die 35%-Gruppe stellt eine signifikante Menge dar und wollte ein gerechtes Verfahren anwenden, auch wenn es pure Kosmetik war. Die 23%-Gruppe dachte, wenn sie wenigstens erreichen könnte, dass Baby zu einer Sitzung kommen durfte, wäre das schon ein großer Schritt nach vorn, verbunden mit der Möglichkeit, dass ihr Wunsch doch noch die Zustimmung des Rates erhielt – wie gering die Wahrscheinlichkeit auch sein mochte.

 

Die Debatte und die Verhandlungen waren sehr zäh, auch bei dem Vorschlag, dass Baby zu einer Sitzung erscheinen dürfte. Denn für viele Teilnehmer wäre das die erste Interaktion ihres Lebens mit einem Schwein. Die Sitzung wurde ohne Ergebnis für zwei Tage unterbrochen.

 

Nach diesem langen Prozess der Meinungsbildung schritten die Ratsmitglieder zur endgültigen Abstimmung. Das Ergebnis war, dass der Rat es offiziell ablehnte, dass Baby Muslima wurde.

 

Das Gesicht Kyai Fikris verdunkelte sich. Er bat um ein letztes Wort, bevor die Sitzung offiziell für beendet erklärt wurde.

 

»Ungeachtet des Ergebnisses bedanke ich mich für den Prozess der Entscheidungsfindung, der harte Arbeit von allen Ratsmitgliedern verlangt hat. Ich hasse es Baby enttäuschen zu müssen, aber ich werde in das Dorf zurückkehren und ihr folgendes sagen: Jeder kann Muslim oder Muslima werden, mit den Worten: „Es gibt keinen wahren Gott außer Gott und Muhammad ist der Gesandte Gottes“.« Kyai Fikris Augen wurden feucht. »Niemand kann Baby davon abhalten. Nicht mal Muslime können dies verhindern. Das werde ich Baby sagen.«

 

Der Raum war ganz still geworden und einige Mitglieder waren bewegt, dachten an Baby, die durch ihre Ablehnung am Ende ihres Lebens auf diese Weise enttäuscht worden war. Aber die Entscheidung war ja bereits getroffen und sie verabschiedeten sich voneinander, baten einander um Verzeihung und bedankten sich für den Prozess der dreitägigen Sitzung. Während die Menschen nach draußen strömten, nahm ein Ratsmitglied Kyai Fikri beiseite und flüsterte ihm ins Ohr.

 

»Kyai, kann ich mit ins Dorf kommen?«, fragte er und wurde dabei rot. »Wenn Baby sich schon zum Islam bekannt hat, würde ich gern mitkommen und ihr Fleisch probieren!«

 

* * *

 

Anmerkung: Das Buch »Bukan Perawan Maria «gibt es bisher noch nicht in deutscher Übersetzung, lediglich einzelne Geschichten daraus.. Die vorliegende Übersetzung ins Deutsche konnte mit Unterstützung des Rumah Budaya Indonesia in Berlin realisiert werden.

 

 

Feby Indirani: Bukan Perawan Maria

Erschienen im Indie-Verlag Pabikultur, 2017, 206 Seiten, format 13x19 cm ISBN: 978-979-15460-9-6

Die englische Ausgabe Not Virgin Mary ist bei Gramedia Pustaka Utama erschienen, 2018.

Unter dem Titel Non è mica la vergine Maria erschien im Juni 2019 die italienische Übersetzung bei ADD editore.

Das Copyright liegt bei Feby Indirani.


  

Feby Indirani Bildquelle: privat

 

Ein paar Worte noch ...| von Gudrun Ingratubun, Übersetzerin und Autorin

Religiöse Entspannung durch magische Geschichten

Gibt es beim Thema Religion unterschiedliche Auffassungen, führt das leicht zu einer angespannten Atmosphäre, insbesondere in Indonesien, einem Land mit großen Unterschieden in Einkommen, Religion und ethnischer Herkunft. Feby Indirani schafft es mit ihrem Sinn für Humor durch ihre Geschichten Empathie zu wecken und Traditionen zu hinterfragen. Nimmt man sich selbst nicht ganz so ernst, entspannt sich, sind andere Sichtweisen viel leichter zu ertragen und zu akzeptieren. Kritikpunkte an allzu orthodoxen Auslegungen der Religion werden durch die humorvolle, manchmal absurde Darstellung, kreative Metaphern und die Einbeziehung übernatürlicher Wesen leichter annehmbar. Es geht um Themen wie den Gesichtsschleier niqab und die Identität der Frau, patriarchalische Strukturen, einen Selbstmordattentäter, der vergeblich auf die versprochenen 72 Jungfrauen wartet und die Frage, wie Maria ohne Sex schwanger werden konnte.

Mit der Fähigkeit über sich selbst zu lachen, steht sie in der Tradition des islamischen Geistlichen und kurzzeitigen, sehr volksnahen Präsidenten Indonesiens Abdurrahman Wahid, auch bekannt als Gus Dur. Es tut gut, diese Herangehensweise auch bei politischen Konflikten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Selbst bei der Religion sollte der Spaß nicht aufhören. Davon können auch deutsche Religionsvertreter etwas lernen. Auch in den sozialen Medien gibt es in Indonesien entsprechende Profile: Islam garis lucu, NU garis lucu, Muhamadiya garis lucu, Katholik garis lucu.

 

In »Baby will Muslima werden« möchte ausgerechnet ein Schwein zum Islam konvertieren. Die Geschichte bringt uns zum Nachdenken, ob wir einem an sich als haram deklariertem Lebewesen auch positive Seiten abgewinnen können. Und wer entscheidet überhaupt, ob jemand sich zum Islam bekennt? Können Tiere einer Religion angehören und wie erfahren wir von so einem Wunsch? Darüber entspannt sich eine erhitzte Debatte in der Gemeinde. Am Ende ist es eine Sache zwischen jedem Einzelnen und Gott. Aber von einem muslimischen Schwein, könnte man da nicht vielleicht doch mal ein Stück Fleisch probieren?

 

 

 

Feby Indirani | wurde 1979 in Jakarta geboren. Sie studierte Journalismus an der Padjadjaran-Universität in Bandung und arbeitete anschließend in Jakarta als Journalistin für die Wochenzeitschrift Tempo und die Tageszeitungen Kompas und The Jakarta Post. Zur Zeit studiert sie »Digital Media, Culture and Education« am University College London. Sie war auf der Frankfurter Buchmesse 2015 im Team des »National Book Committe for Indonesia« eingebunden und als Schriftstellerin bei zahlreichen Literaturfestivals aktiv, so etwa dem ASEAN Literary Festival 2017 und dem Ubud Readers and Writers Festival 2018. Ihre Sammlung von Kurzgeschichten mit dem Titel Bukan Perawan Maria wurde 2017 von dem Indie-Verlag Pabrikultur herausgegeben. Die englische Ausgabe Not Virgin Mary – mit einem Vorwort des indonesischen Dichters, Essayisten und Herausgebers Goenawan Mohamad – startete auf dem Makassar Festival 2018. Das Buch, das sich kritisch und mit viel Empathie mit dem Islam und dessen magischer Seite befasst, fand international große Beachtung und wurde unter anderem von internationalen Medien wie der Deutschen Welle und der BBC besprochen. Im Juni 2019 ist die Kurzgeschichtensammlung unter dem Titel »Non è mica la vergine Maria« in Italien erschienen. 

Feby Indriani und Gudrun Ingratubun; Bildquelle: privat 

 

 

 

Gudrun Ingratubun | realisiert unter dem Namen »Book your Story!« kreative Buchprojekte mit Kindern und Jugendlichen in Berlin. Außerdem arbeitet sie als Übersetzerin indonesischer Literaturen ins Deutsche, Dolmetscherin und Autorin. Unter anderem hat sie das Buch Pasung Jiwa von Okky Madasari übersetzt (Gebunden – Stimmen der Trommel, erschienen beim Sujet Verlag).

 

 

 


 

Einige visuelle Eindrücke vom 6. Literaturabend TemuSastra im Haus der Indonesichen Kulturen (RBI) im Mai 2019. Akteure bei diesem Cross-Arts Programm waren die Schriftstellerin und Journalistin Feby Indirani, die Übersetzerin Gudrun Ingratubun und die Künstler Ariel William Orah, Bilawa Ade Respati und Makbule Deli. Inspiriert von den Kurzgeschichten Feby Indiranis aus Bukan Perawan Maria, zeigten die Performance-Künstler ihre Interpretationsfreudigkeit auf der Bühne.

 

 

Am 02. Mai 2019 fand der 6. Literaturabend TemuSastra im Haus der Indonesischen Kulturen statt. Die Veranstaltung teilte sich in »drei Akte«. Es begann mit Feby Indiranis Kurzgeschichte »Ruang Tunggu«, die von den Performance-Künstlern Ariel William Orah und Bilawa Ade Respati interpretiert wurde. Zu sehen hier das Equipment und Requisiten der Beiden.
Foto: Jörg Huhmann / JH
Das Cross-Arts Programm ist eine Verbindung aus dem vorgetragenen literarischen Teil – Bilawa Ade Respati (links) und Gudrun Ingratuin (Übersetzerin) – und der Textinterpretation in Form eines darstellenden, künstlerischen Aktes, wie die nächste Bildkomposition zeigt.
Fotos: Jörg Huhmann / JH
Die Performance-Künstler Ariel William Orah (links), Bilawa Ade Respati (rechts) in Aktion.
Fotos: Jörg Huhmann / JH
»Die Nachbesprechung« von »Ruang Tunggu«, hier mit Feby Indirani in der Rolle als Moderatorin (rechts).
Foto: Jörg Huhmann / JH
In der zweiten Kurzgeschichte »Perempuan yang Kehilangan Wajahnya« geht es um eine Frau der plötzlich die Nase abhanden kommt, den Gesichtsschleier Niqab und die Identität der Frau. Feby Indirani (Originaltext) und Gudrun Ingratubun (Übersetzung) präsentieren den textlichen Part.
Fotos: Jörg Huhmann / JH
Die künstlerische Gestaltung und Umsetzung von »Perempuan yang Kehilangan Wajahnya« durch die Tänzerin Makbule Deli, die orientalischen Tanz mit Hip-Hop verbindet
Fotos: Jörg Huhmann / JH
»Die Nachbesprechung« von »Perempuan yang Kehilangan Wajahnya«. Von links: Feby Indirani, Gudrun Ingratubun, Makbule Deli.
Fotos: Jörg Huhmann / JH
Der letzte Akt an diesem Abend, die phantasievolle und humorvolle Kurzgeschichte »Baby ingin masuk Islam«, präsentiert von Feby Indirani (indonesischer Originaltext) im Duett mit Gudrun Ingratubun (deutsche Version); das Feby Indirani hier mit kleiner Plastik-Schweinsnase zu sehen ist, ist nur ein kleines Detail, es zeigt aber, dass man sich oder/und bestimmte Themen nicht immer so ernst nehmen sollte und das es sich viel entspannter leben lässt, wenn es Situationen gibt in denen man auch mal über sich selbst lachen kann …
Fotos: Jörg Huhmann / JH
Das Künstler-Team stellt sich den Fragen des Publikums.
Foto: Jörg Huhmann / JH
Das TemuSastra-Team und die Künstler, von links, Birgit Steffan ( Koordinatorin Haus der Indonesischen Kulturen), Bilawa Ade Respati (Komponist, Gitarrist und Spieler klassischer und zeitgenössischer javanischer Gamelanmusik), Makbule Deli (Tänzerin), Gudrun Ingratubun (Übersetzerin), Feby Indirani (Autorin und Journalistin), Ariel William Orah (Komponisten für elektronische Musik und Klangkünstler), Gudrun Suharto (Organisatorin TemuSastra).
Foto: Jörg Huhmann / JH

 

 

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