Smaller Default Larger
Schamrock-Festival 2016: »Mit Sprache Realität gestalten«. Dichterinnen aus Indonesien zu Besuch in München
Sonntag, 30. Oktober 2016, 07:00pm

 

Im Rahmen des 3. Schamrock-Festival der Dichterinnen - 28. Bis 30. Oktober 2016 in München - gibt es einen Länderschwerpunkt Indonesien. Es lesen die drei Dichterinnen Dorothea Rosa Herliany, Hanna Fransisca und Nenden Lilis Aisyah. 

 

Mit sprachlicher und performativer Wucht erzählen die drei Lyrikerinnen von gesellschaftlicher Gewalt aus weiblicher Perspektive ebenso wie von den Konflikten einer religiös und geografisch hoch diversen Gesellschaft. Indonesische Literatinnen können »mit Sprache Realität gestalten« konstatierte Dorothea Rosa Herliany bei ihrem letzten Besuch in München. 

 

Dorothea Rosa Herliany, Bildquelle: Jörg Huhmann

Die Lyrikerin Dorothea Rosa Herliany ist 1963 in Magelang, Zentral-Java, geboren . Sie gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen indonesischen Lyrikerinnen. Sie spricht Javanisch, schreibt jedoch in der allgemeinen Landessprache Bahasa Indonesia und gilt als stilbildend für die postmoderne Lyrik ihres Landes.

Für ihre teils in mehrere Sprachen übersetzten 27 Publikationen wurden ihr unter anderem der Literaturpreis des Umweltministeriums (1994), der Poesiepreis des Jakarta Arts Councils (2000), der Jahrespreis des Nationalen Sprachzentrums (2003) und 2016 der renommierteste indonesische Literaturpreis, der Khatulistiwa Literary Award, verliehen. 2009 war sie Stipendiatin der Heinrich- Böll-Stiftung, 2013 des DAAD und 2014 der niederländischen Poets of All Nations. Ein wichtiges Thema ihrer Lyrik ist gesellschaftliche Gewalt aus weiblicher Perspektive. Nicht zuletzt deshalb wurde Herlianys Werk von der Literaturkritik immer wieder als »feministisch« oder »antipatriarchalisch« verstanden, was sie selbst jedoch ausdrücklich nicht für sich in Anspruch nimmt. Auf Deutsch erschien zuletzt der zweisprachige Gedichtband Hochzeit der Messer im Indieverlag Verlagshaus Berlin, übersetzt von Ulrike Draesner und Brigitte Oleschinski.

 »Herlianys Gedichte mit ihren drastischen, surrealen Kriegslandschaften aus Lust, Liebe, Leidenschaft sind ebensosehr soziale Entwürfe des Zusammenlebens in der Tektonik von Tradition und (Post-)Moderne wie Meditationen über die Natur der menschlichen Spezies im naturverbrauchenden Anthropozän.« (Brigitte Oleschinski)

Mehr unter dorothea-rosa-herliany

Hanna Fransisca; Bildquelle: Hanna Fransisca

 

 

 

 

 

Nenden Lilis Aisyah; Bildquelle: Nenden Lilis Aisyah

 

Die Lyrikerin Hanna Fransisca, auch Zhu Yong Xia, ist 1979 in Singkawang, West-Kalimantan, geboren. Die chinesisch-stämmige Autorin ist Lyrikerin, Essayistin und Journalistin.

Sie veröffentlicht in Medien wie Kompas daily, Suara Merdeka, Tempo Daily und Andaluarbiasa.com sowie in literarischen Magazinen und Zeitschriften wie Pusat, Horison, Jurnal Sajak, Jurnal Sastra, etc. Zuletzt publizierte die Lontar Foundation den dreisprachigen Lyrikband Der badende Mann und andere Gedichte«(2015). Weitere Veröffentlichungen sind ihre Gedichtbände Benih Kayu Dewa Dapur (2012) und Konde Penyair Han (2010) sowie den Erzählband Sulaiman Pergi ke Tanjung Cina (2012) und das Drama Kawan Tidur (2012).

Ihr Debüt wurde 2011 vom Magazin Tempo als »Best Poetry Book« prämiert. Hanna Fransisca beschäftigt sich in ihren Texten insbesondere auch mit der Rolle der wirtschaftlich wichtigen chinesischen Minderheit in Indonesien sowie deren gesellschaftlicher Diskriminierung.

 

 

Die Lyrikerin Nenden Lilis Aisyah, geboren 1971 in Garut (West-Java), schreibt und veröffentlicht Lyrik, Erzählungen, Essays und journalistische Arbeiten in nationalen und internationalen Medien.

Bisher veröffentlichte sie unter anderem die Gedichtbände Negeri Sihir (Magical Land), Maskumambang Buat Ibu(Maskumambang for Mother). Für ihre Erzählung in der Soloanthologie Ruang Belakang (Backroom, Kompas, 2003) erhielt sie den Pusat Bahasa Award. Wie Dorothea Rosa Herliany war sie 2015 Ehrengast der Frankfurter Buchmesse.

 

Moderiert wird der Länderschwerpunkt von der Lyrikerin und Herliany-Übersetzerin Brigitte Oleschinski aus Berlin. Als Lyrikerin veröffentlicht sie seit Mitte der Achtziger und erhielt für ihr lyrisches Werk unter anderem 1998 den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis und den Peter-Huchel-Preis, 2001 den Ernst-Meister-Preis für Lyrik sowie 2004 den Erich-Fried-Preis. 2014 war sie eines der Higlights des 2. Schamrock-Festivals der Dichterinnen in der Pasinger Fabrik in München. 2003 bis 2005 gestaltete Brigitte Oleschinski zusammen mit indonesischen Künstlern die Poesie-Performance „Laut Lesung“, die in verschiedenen Städten in Deutschland, Indonesien und Mexico aufgeführt wurde. Mehr unter literaturport-Brigitte-Oleschinski

 

Kuratiert wird das indonesische Programm von der Autorin und Kulturvermittlerin Sarah Ines Struck, die Dorothea Rosa Herliany erstmals im Oktober 2015 im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Duelle mit Spiegelbildern« der Karin-Struck-Stiftung e.V. nach München eingeladen hatte: »Beeindruckt hat mich besonders auch die Tatsache, dass Indonesien zwar weniger eine Lesekultur ist, dafür aber Poesie und Poeten performativ eine ganz andere popkulturelle und somit auch gesellschaftliche Präsenz haben.«

 

Der Länderschwerpunkt Indonesien wird unterstützt durch den Attaché für Bildung und Kultur der Botschaft der Republik Indonesien in Berlin.

 

Mehr über das Schamrock-Festival der Dichterinnen unter schamrock-festival-2016

 

 

Ort: Pasinger Fabrik, August-Exter-Straße 1, 81245 München

 

 

 

 

Indonesien Magazin Online

 

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.