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Von Java nach Mannheim: Gabriel von Max und die Suche nach dem Ursprung des Menschen
Donnerstag, 13. Februar 2020, 07:00pm

 Plakatmotiv; Bildquelle: ©rem / Foto: Maria Schumann

 

Am 13. Februar lädt der Mannheimer Altertumsverein um 19 Uhr zu einem interessanten Vortrag ein. Referent ist Prof. Dr. Wilfried Rosendahl, Direktor rem, Archäologie und Weltkulturen. Das Thema: »Von Java nach Mannheim: Gabriel von Max und die Suche nach dem Ursprung des Menschen«. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung »Javagold - Pracht und Schönheit Indonesien« statt.

 

Die Entdeckung des Neandertalers im Neandertal bei Düsseldorf im August 1856 markiert den Beginn der wissenschaftlichen Spurensuche nach dem Ursprung des Menschen. Während es heute selbstverständlich ist, dass unsere Stammesgeschichte in Afrika begann, glaubte man zu Beginn des 19. Jahrhunderts, dass dieser Ursprung in Asien zu finden sei. Der Vortrag beleuchtet, wie es auf Java zur Entdeckung des Java-Menschen (Pithecanthropus erectus) kam, welche Rolle dabei der Evolutionsbiologe Ernst Haeckel spielte und was der Künstler Gabriel von Max damit zu tun hat.

 

Lesen Sie vorbereitend zu der Veranstaltung am 13. Februar einen interessanten Auszug aus einem längeren Beitrag von Prof. Rosendahl, Haeckel, Dubois und der »Java-Mensch«. Der vollständige Artikel ist unter dem Titel »Vulkane, Regenwälder und die Frühzeit des Menschen: Eine naturkundliche Betrachtung der Insel Java« veröffentlicht und Teil einer Artikelserie des zur Ausstellung erschienenen Javagold-Kataloges.

 

Haeckel, Dubois und der »Java-Mensch«

 

Diese klimagesteuerten Meeresspiegelschwankungen hatten auch Auswirkungen auf die Geographie von Java. Zur letzten Eiszeit, d.h. im Zeitraum vor 110.000 Jahren bis vor etwa 11.600 Jahren, war Java keine Insel, sondern mit Hinterindien Teil einer Landzunge des asiatischen Kontinents. Auch Borneo und Sumatra waren Bestandteil dieser zusammenhängenden Landmasse, welche als Sundaland bezeichnet wird.

 

Über eine solche Festlandsanbindung war es den frühen Menschen möglich, während einer ersten Auswanderung aus Afrika vor etwa 1,6 Millionen Jahren auch Java zu erreichen. Die direkten, knöchernen Spuren davon sind sowohl als Funde selbst, als auch aus forschungsgeschichtlicher Sicht, von großer Bedeutung für die Paläoanthropologie, der Wissenschaft von der Evolution des Menschen.

 

Im deutschsprachigen Raum war es zu Beginn vor allem Ernst Haeckel  (1834–1919), der sich als Ordinarius für vergleichende Anatomie an der Universität Jena mit der Evolutionstheorie beschäftigte. Selbstverständlich war für Haeckel auch der Mensch Bestandteil der Stammesgeschichte. Für ihn war klar, dass sich der Homo sapiens ausgehend von einer längst ausgestorbenen menschenaffenähnlichen Form über Zwischenstufen entwickelt hatte. Haeckel postulierte daher 1868 eine hypothetische Zwischenform, einen Urmenschen, welcher als sprachloser „Affenmensch“ mit der entsprechenden Fachbezeichnung »Pithecanthropus alalus« versehen wurde. Als möglichen Fundort für die Reste eines solchen »Missing Link« sah er das südliche Asien.

 

Ein eifriger Leser der Haeckel-Schriften war auch der niederländische Anatom Eugène Dubois (1858–1940). Angeregt durch die Vorhersage Haeckels für einen »Affenmenschen« mit möglichem Fundort in Asien entschloss sich Dubois, diesen zu finden. Er ließ sich deshalb 1887 als Militärarzt nach Sumatra versetzten. Mit staatlicher Unterstützung konnte er dort seine Suche beginnen. Er wurde auch schnell fündig, jedoch handelte es sich dabei nur um fossile Tierreste und keine Menschenknochen oder Steinwerkzeuge. Als ihm ein menschliches Schädelbruchstück aus Java zur Kenntnis kam, ließ er sich 1890 dorthin versetzen. Schon 1891 sollte er mit Finderglück belohnt werden. Nahe der Ortschaft Trinil, in einem Steilhang auf der linken Uferseite des Flusses Solo, fand er im Oktober ein Schädeldach, welches eindeutig einem Urahnen des Menschen zugewiesen werden konnte. Schon im September 1891 hatte er, nur wenige Meter vom Fundort des Schädeldaches entfernt, einen Backenzahn gefunden, welchen er aber für den eines Affen hielt. Dass seine Funde eindeutig der Menschenlinie zuzuweisen waren, bestätigte sich ein Jahr später, als er, ebenfalls wenige Meter von der Fundstelle der Schädeldecke entfernt, einen rechten Oberschenkelknochen fand. Dieser war gerade gestreckt und ließ keinen Zweifel zu: der »Affenmensch« ging aufrecht. Bezugnehmend auf diese Entdeckung und in Anlehnung an die Vorhersage von Haeckel, veröffentlichte Dubois 1894 eine zusammenfassende Beschreibung aller bis dahin auf Java gemachten Funde unter dem Titel »Pithecanthropus erectus. Eine menschliche Übergangsform aus Java«. Damit war der »Affenmensch«, aufrecht (dafür steht das Wort erectus) und nicht sprachlos (alalus), Realität geworden, die von Haeckel postulierte Zwischenform war gefunden. Selbstverständlich war auch dieser Fund nicht unumstritten und auch hier brauchte es seine Zeit, bis er allgemein anerkannt war. Für Haeckel selbst war aber vom Beginn an klar, dass Dubois seinen »Affenmenschen« gefunden hatte.

 

Die Funde von Trinil sollten aber nicht die einzigen wichtigen Fossilbeiträge Javas zur Stammesgeschichte des Menschen bleiben. Zwischen 1931 und heute kam es zu weiteren bedeutenden Entdeckungen an verschiedenen Fundstellen. Für die Funde zwischen 1931 und 1941 war der deutsch-niederländische Paläoanthropologe Gustav Heinrich Ralph von Koenigswald (1902–1982) der maßgebliche Wissenschaftler. 1931 war von Koenigswald in den Niederländischen Geologischen Dienst in Java (Dienst van Mijnbouw van Nederlands Indië) eingetreten. Von September 1931 bis November 1933 wurden nahe der Stadt Ngandong, ebenfalls am Ufer des Solo, zwölf Schädelfragmente und zwei Schienbeinknochen mehrerer Individuen entdeckt, welche denen aus Trinil ähnelten. 1936 kam ein Schädeldach eines Kindes von der Fundstelle Mojokerto, heute eine Hafenstadt südwestlich der Provinzhauptstadt Surabaya, dazu und von 1937 bis 1941 zahlreiche Schädel- und Kieferfragmente von der Fundstelle Sangiran. Letztere liegt auch wieder am Ufer des Solo, 15 km nördlich der Stadt Surakarta in der Provinz Zentraljava. Sangiran wurde 1996 wegen der Bedeutung der dortigen Funde als UNESCO-Welterbe anerkannt. Die jüngsten Entdeckungen (1977 und 2001) stammen aus Sambungmacan, ebenfalls einer Fundstelle bzw. Ortschaft am Soloufer, wenige Kilometer westlich von Trinil.

 

Bis heute wurden auf Java die versteinerten Skelettreste von etwa 40 Urmenschenindividuen entdeckt, welche ein geologisches Alter zwischen 1,6 Millionen Jahren (z. B. für Sangiran) und 120.000 Jahren (Ngandong) haben. Trotz der unterschiedlichen Alter werden die Funde von Java alle der Gattung Homo zugewiesen und, zusammen mit ähnlichen Funden aus Afrika und Asien, heute unter der wissenschaftlichen Artbezeichnung »Homo erectus« geführt. Homo erectus war im weiteren Sinne ein direkter Vorfahre des anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens), besaß eine ausgeprägte Werkzeugkultur und wusste schon das Feuer zu nutzen. Die Missing-Link-Position seiner Entdeckungszeit hat Homo erectus jedoch längst wieder verloren und an einen anderen Vertreter unseres Stammbaumes abgeben.

 

Einigkeit besteht heute auch darüber, dass der Ursprung des Menschen nicht in Asien, sondern in Afrika liegt. Von dort aus gab es immer wieder große Auswanderungswellen. Für eine der ersten großen Wanderungen der frühen Menschen nach Asien, beginnend vor etwas mehr als zwei Millionen Jahren, sind vor allem die Funde aus Sangiran ein wichtiges und eindrucksvolles Zeugnis.

 

Porträtaufnahme von Prof. Wilfried Rosendahl; Bildquelle:©rem / Foto: Maria Schumann

 

Der Eintritt zur Veranstaltung ist kostenfrei.

 

Eine Veranstaltung des Mannheimer Altertumsvereins.

 

Ort: Museum Zeughaus C5, Florian-Waldeck-Saal 68159 Mannheim

 

 

 

 

Indonesien Magazin Online

 

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